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Rezensionen unter Buch & Beifall - Gut gefunden
Jutta Stössinger "Toskana - ein literarischer Streifzug"

Natürlich ist der gleichnamigen Fraktion ein eigenes Kapitel gewidmet. Aber es geht da weniger um den letzten Klatsch aus weiland Frankfurter Spontikreisen, sondern um eine Orientierungshilfe für die vielen Besucher der "Casa C.", des alten Bauernhauses der Autorin. Denn nach wie vor drängen die Mitteleuropäer in Scharen in das Gebiet rund um Pisa, Florenz und Siena. Die Toskana ist "Arkadien seit 300 Jahren", die Liste ihrer Besucher lang und illuster. Mit den wichtigsten von ihnen reist Jutta Stössinger, ehemalige Redakteurin der Frankfurter Rundschau, von Ort zu Ort. Neben Irving Stone folgt sie Michelangelo zu den Marmorbrüchen von Carrara, sie lauscht, wie Michael Ondaatjess "Englischer Patient" im Apennin seiner Krankenschwester Hana vorliest, lässt Robert Gernhardt im Chianti über die schreckliche Natur räsonieren und feiert mit Fruttero & Lucentini den Palio von Siena. Immer präsent ist natürlich die Liebe: In Bagni di Lucca überfällt sie Heine "Harry, den Herzallerliebsten", wieder mal Knall auf Fall, in Fiesole dient sie den Damen aus dem "Decamerone" zur gepfefferten Unterhaltung und in Arezzo entdeckt Pietro Arentino sie gar im Kloster.
Unter all den erlauchten Stimmen aber behauptet Jutta Stössinger, die "Bekennende Toskanerin", durchaus ihren eigenen Ton: Frech und feierlich, eigensinnig und unverbraucht. Sie bringt die sommerselige Stimmung, das Leichte der Toskana zum Flirren, ohne die düsteren Seiten der Geschichte oder die modernen Planungssünden an der Küste zu verschweigen.
Hat schon was, dieser Landstrich! Macht schon was her, dieses Buch!

Jutta Stössinger "Toskana - ein literarischer Streifzug", Klett -Cotta 2005

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